Rund 20 Tiere hatte der Highlanderhof für das Fachpublikum wie für interessierte Gäste zur Schau aufgetrieben; Kälber, Kühe, Färsen und Bullen. Die gezeigte Bandbreite ging über verschiedene Farbschläge und Typen, jung bis alt. Zur offiziellen Bewertung wurden fünfzehn Tiere vorgestellt, deren Nachkommen inzwischen alt genug waren, um züchterischen Entscheidungen unterworfen zu werden. Sechs Kälber als bisherige Lebensleistung waren keine Ausnahme bei den Kandidatinnen, eine Kuh hatte bereits sieben Kälber aufgezogen.

Der Highlanderhof züchtet seit 29 Jahren Highlandcattle. Die Herde ist trotz konstanter Abschöpfung züchterisch nicht interessanter Tiere inzwischen auf ca. 300 Köpfe angewachsen. Die Haltung erfolgt ganzjährig im Freiland auf ausgedehnten Flächen wie zum Beispiel Landschafts- und Naturschutzgebieten. Nachkommen werden ausschließlich im Natursprung erzeugt, zu diesem Zweck hat der Betrieb immer etwa fünf Zuchtbullen mit internationaler Qualität in den Gruppen laufen. Abkalbungen erfolgen überwiegend während der warmen Jahreszeit, ebenfalls im Gelände. Gefressen wird die Vielfalt, die ganz natürlich auf extensiv bewirtschafteten Flächen ohne künstliche Düngung aufwächst, zugefüttert wird nur in wirklich harten Phasen strenger Winter. Im Ergebnis steht eine Selektion auf Robustheit, Genügsamkeit und beste Marschfähigkeit gepaart mit Leichtkalbigkeit und guten Muttereigenschaften. Dank der Anzahl der gehaltenen Tiere und deren langer Lebensdauer hat Richard Kiene alle Möglichkeiten zur scharfen Selektion. Tiere, die selbstgesetzten Maßstäben nicht entsprechen, können schnelle alternative Verwendung über die Vermarktung im Hofladen von Uschi Kiene finden.

Mit der Auswahl der Väter für die Folgegeneration bewies der Highlanderhof ganz besonders auch in den letzten fünfzehn Jahren ein glückliches Händchen. Auch wenn das Auge des Züchters sicherlich schon eine Vorentscheidung getroffen hatte, war die Qualität der Kandidatinnen daher selbst innerhalb der betrachteten Rasse Highlander jedenfalls überdurchschnittlich. Alle Tiere zeigten ein äußerst zufriedenstellende Skelettmerkmale und Bewegungsabläufe, wichtige Parameter für ein langes, kälberreiches Leben in Freilandhaltung. Nicht immer dem Schönheitsideal des Zuchtleiters Dr. Walter Reulecke, der bereitwillig Fachpublikum wie Laien die Kriterien erläuterte, entsprach allerdings die Form der Hörner. Allgemein bewiesen die Tiere während der ungewohnten Prozedur, bei der mal ein lockender Apfel, mal ein motivierender Touch auf das Hinterteil eingesetzt wurde, rassetypische Gutmütigkeit.

Der Bulle Ali, geboren in 1999 und in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts im Einsatz, war, präsentiert durch eine recht einheitliche Gruppe Töchter im eher mittelgroßen Rahmen, die trotz fortgeschrittenen Alters noch gut in Form waren. Zwei Töchter waren jeweils zehn, eine Tochter acht Jahre alt, zusammen hatten sie achtzehn Kälber aufgezogen – eine selbst für die fruchtbaren Highlander beachtliche Leistung.
Von dem Bullen Lorbas, ein seinerzeit gern auf Ausstellungen gezeigter prächtiger Vererber,der nach langjähriger Dienstzeit in 2010 abging, waren vier Töchter vertreten. Die Gruppe präsentierte sich nicht ganz so einheitlich. Die älteste Kuh war neun Jahre alt, die jüngste war Jahrgang 2009. Gut gefiel die durchweg ansprechende Bemuskelung, die Lorbas offenkundig neben der aufgehellten Farbe an seine Töchter vererbt hatte.
Zufrieden war man auch mit den an diesem Tag vorgestellten Töchtern der beiden Bullen Bratach of Balmoral und Eiltherach of Balmoral aus der Zucht der englischen Queen. Sie bestachen durch große Rahmen und viel Körpermasse; die Bewertung erfolgte wegen ihrer Jugend heute „nur zur Show“. Bratach und Eiltherach haben zusammen an die 100 Nachkommen in den letzten Jahren auf dem Highlanderhof gezeugt und stehen daher jetzt zum Verkauf.

Amannda, mit 13 Jahren die älteste Kuh der Schau, war eine sozusagen noch lebende Ahnin einiger Kühe, die ihrerseits noch am Leben sind, einige sind sogar als Zuchttiere in den Export gegangen. Ihre sechs Jahre alte, ebenfalls heute zur Bewertung anstehende Enkelin hatte bereits drei Kälber, das letzte geboren in Mai 2014, sie kam mit der Tagesbestbenotung von 8 – 8 – 8 gewissermaßen als Schausiegerin heraus.

Von der Kuh Minze wurden zwei Töchter vorgestellt, eine davon hatte zwei auf dem Highlanderhof lebende Nachkommen des Bullen Lochlan aufgezogen, der heute auch bewertet wurde. Lochlan, mit fünf Jahren ausgewachsen, deckt seit Juli 2012 auf dem Highlanderhof. Ein mächtiger Bulle mit einer sehr guten Tiefe und Bewegung, dazu typvoll nicht nur in der Hörnerform, ließ höchstens noch Wünsche an die Bemuskelung auf der Innenkeule offen. Er erhielt die Bewertung 8- 7-8.

Etwas verhaltener bewertet wurde der dreijährige English-Longhorn-Bulle. Groß, mit klassischer Hörnerform, konnte er auch unter Berücksichtigung seiner relativen Jugend heute nicht ganz das Optimum an Masse zeigen, mit 7-7-7 dennoch ein Hoffnungsträger der Zucht, die in Deutschland mit nur sehr wenigen Tieren vertreten ist.

Etwa dreißig Besucher und Gäste, darunter auch Züchterkollegen, waren der Einladung zu diesem Erlebnis gefolgt und fühlten sich bei Beefburger, Bratwurst und selbstgebackenem Kuchen nebst Kaiserwetter bestens unterhalten und informiert. Der Dank des Higlanderhofes gilt Dr. Reulecke und dem Team des FRZ sowie den Helferinnen und Helfern für die gute Vorbereitung und Begleitung des harmonischen Nachmittags.

Regina Jaeger, ostsee*Botschafterin für die Hohwachter Bucht