Aktuelles beim FRZ

Bei der Abstammungsüberprüfung soll zukünftig die SNP-Typisierung die DNA-Karte ablösen.

Auf einen Blick:

  • Zukünftig soll die SNP-Typisierung die DNA-Karte ablösen.
  • Für den Übergang ist eine Kombiuntersuchung von beiden Methoden notwendig.
  • In Zukunft soll auch die Bestimmung der genetischen Besonderheiten und Erbfehler mittels SNP-Typisierung möglich sein, so dass keine zusätzlichen Erbfehlertests mehr notwendig sind. Zurzeit ist dies für den Hornlosstatus möglich. Die Validierung für Doppellender bei Angus läuft.
  • Ergebnisse der Typisierung können automatisch ins Herdbuch übernommen werden.
  • Aufbau einer Lernstichprobe als Basis einer genomischen Zuchtwertschätzung

Was sind SNPs?

Die Abkürzung SNP steht für den Begriff Single Nucleotide Polymorphism, das bedeutet Variation von einzelnen Basenpaaren im DNA-Doppelstrang. Anders ausgedrückt handelt es sich um Austausche einzelner Buchstaben im genetischen Alphabet. Diese Basenaustausche kommen im gesamten Erbgut von Menschen und Tieren vor (sind allerdings nicht gleichmäßig verteilt). SNPs können sowohl in Abschnitten des Genoms welche in Proteine übersetzt werden (codierende Abschnitte) liegen, aber auch innerhalb von Bereichen der DNA die nicht „übersetzt“ werden. SNPs sind geerbte und vererbbare genetische Varianten und sind für den größten Teil der genetisch bestimmten Variabilität innerhalb von Populationen verantwortlich.

Bisher wird die Abstammungsüberprüfung bei Fleischrindern in Deutschland mithilfe von sogenannten Mikrosatelliten durchgeführt. Dabei werden ausgewählte Genorte eines Tieres mit denselben Genorten des Vaters und der Mutter abgeglichen, um die Abstammung des Tieres zu bestätigen. Dieses System hat sich über viele Jahre bewährt.

Mittlerweile wird die Abstammungsüberprüfung aber bei einigen Milchrinder- und Doppelnutzungsrassen in Deutschland (z. B. Holstein) und im Ausland auch bei Fleischrinderrassen (z. B. Charolais in Frankreich) mit einer anderen Methode überprüft. Anstelle von Mikrosatelliten werden so genannte SNPs (Single Nucleotide Polymorphism – Einzelnukleotid-Polymorphismus) zur Abstammungsüberprüfung verwendet. Bei der Abstammungskontrolle mittels SNP wird die Variation einzelner Basen auf dem Erbgut von Nachkomme und (mutmaßlichem) Elter verglichen. Werden dabei keine Abweichungen an den untersuchten ca. 200 Orten festgestellt, gilt die Abstammung des Tieres als bestätigt. Das neue SNP-Verfahren ist sehr zuverlässig und bietet eine Reihe weiterer Vorteile gegenüber dem Mikrosatelliten-Verfahren.

International zeigt sich der Trend, dass immer mehr Länder und Rassen eine Abstammungsüberprüfung mit der SNP-Methode vornehmen. Um dieser Entwicklung nicht hinterher zu laufen und unnötigen Aufwand bei den Züchtern (z.B. Nachuntersuchungen von zugekauften Tieren aus dem Ausland) zu vermeiden, haben die deutschen Fleischrinderzuchtverbände im Bundesverband Rind und Schwein e. V. (BRS) beschlossen, ab dem 1. Oktober 2019 eine Kombinationsuntersuchung von Mikrosatelliten und SNP durchführen zu lassen.

Erbfehler kostenfrei mitbestimmen

Der BRS wird mit seinen Mitgliedern daran arbeiten, dass zukünftig die Analyse aller bekannten Erbfehler in einer Gesamtuntersuchung mit Abstammungsüberprüfung möglich ist. Voraussetzung dafür ist, dass die Erbfehler über SNPs untersuchbar sind und keine Lizenzgebühren für die Tests anfallen.
Darüber hinaus werden die Wege geebnet, um beim Vorhandensein einer konventionellen Zuchtwertschätzung eine genomische Zuchtwertschätzung langfristig zu entwickeln, da neben den SNPs für die Abstammungsüberprüfung noch 54.000 weitere SNPs analysiert werden, die als Grundlage für eine genomische Zuchtwertschätzung dienen. Für den Übergang ist eine Kombinationsuntersuchung von Mikrosatelliten und SNP notwendig.

Vorübergehend beide Verfahren notwendig

Bisher sind für die deutschen Fleischrinder die alt bekannten DNA-Karten in den Laboren abgelegt. Das heißt die DNA-Karte des Nachkommen muss mit den DNA-Karten der Eltern verglichen werden, da für die Eltern bisher keine SNP-Typisierung vorliegt. Für den aktuellen Nachkommen wird in der Kombiuntersuchung also die Abstammung mittels Mikrosatelliten überprüft und gleichzeitig werden die Typisierungsergebnisse (SNPs) abgelegt, um wiederum die Nachkommen dieses Tieres dann mit der neuen Methode untersuchen zu können. Dadurch ist zum einen sichergestellt, dass eine korrekte Abstammungsüberprüfung durchgeführt wird, und zum anderen wird kontinuierlich eine SNP-Abstammungsdatenbank aufgebaut, die in einigen Jahren die Umstellung auf eine ausschließliche SNP-Abstammungsüberprüfung ermöglicht.

BRS und vit

Welche Vorteile bietet die SNP-Typisierung?

Die Fleischrinderzucht geht mit der kontinuierlichen Umstellung auf die Abstammungsüberprüfung mit SNP-Markern in eine zukunftsweisende Richtung. Die neue Untersuchung öffnet den Weg, Erbfehleruntersuchungen mit der Abstammungsüberprüfung zu kombinieren, das heißt, dass zukünftig mit nur einer Untersuchung nicht nur die Abstammungsüberprüfung durchgeführt werden kann, sondern das Tier in einem Zug auch auf Erbfehler und genetische Besonderheiten untersucht wird. Momentan ist dies für die genetische Besonderheit „Hornlosigkeit“ möglich. Wenn Sie also Ihr Tier typisieren lassen, wird automatisch auch der genetische Hornlosstatus bestimmt. Durch die Zusammenarbeit der Labore mit dem vit, wird der Hornlosstatus sofort in das Herdbuchprogramm übernommen und Sie benötigen keinen zusätzlichen Hornlostest. In Zukunft soll dieses Verfahren auch für andere Erbfehler genutzt werden. Dafür muss für jede einzelne genetische Besonderheit erst eine Validierung stattfinden. Das bedeutet, das neue SNP-Verfahren muss bezüglich der Ermittlung von zusätzlichen Erbfehlern beweisen, dass es der Sicherheit des bisherigen Standardverfahrens ebenbürtig ist. Zurzeit wird dies für den Erbfehler Doppellender bei Angus durchgeführt.